Dezember 16, 2023
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Selbstcoaching: Die Konferenz der inneren Tiere

Ich bin ein Fan von metaphorischen Methoden. Tierfiguren können solche Metaphern sein. Gleich vorweg, damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin kein Fan davon, von außen etwas in die Wahl eines Tieres hineinzuinterpretieren.

Heute will ich über eine kleine, feine Selbstcoaching-Übung schreiben, die einem helfen kann, sich in Bezug auf ein Thema klarer zu werden: „Die Konferenz der inneren Tiere“. Warum Klarheit so wichtig ist? Innere Klarheit hilft uns, Entscheidungen zu treffen, zu denen wir auch nachher noch stehen können. Sie hilft uns, nach außen klar zu kommunizieren. Wenn wir nach außen klar kommunizieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir bekommen, was wir wollen.

Das innere Team

Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun spricht vom „inneren Team“, das in jedem von uns lebt. Da geht es nicht um irgendeine krankhafte multiple Persönlichkeit, sondern einfach verschiedene innere Anteile oder Stimmen, die sich je nach Thema mal mehr, mal weniger zu Wort melden. Mal sind sie sich einig, oft aber haben sie unterschiedliche Haltungen zu einer Sache. Und so wie man für ein reales Team ein Teambuilding macht, um das Team aufeinander abzustimmen, Rollen und gegenseitige Erwartungen zu klären und Regeln und Vereinbarungen miteinander festzulegen, damit die Zusammenarbeit gut funktioniert, kann man sich eine Konferenz des inneren Teams vorstellen. Man holt quasi die verschiedenen inneren Anteile an einen Tisch und bespricht, wer was zu diesem Thema zu sagen hat, wie sie aufeinander reagieren usw. Das klingt jetzt vielleicht ziemlich abstrakt oder sogar ein wenig abgehoben. Machen wir's konkret.

Vorbereitung/Material

Da kommen die Tiere ins Spiel. Entweder Sie haben z.B. von Ihren Kindern oder von sich selbst, als Sie noch Kind waren, Tierfiguren daheim, dann verwenden Sie diese. Ansonsten tun es auch einfache Listen mit Tieren und Sie nehmen sich kleine Zettel, auf die Sie dann die Tiernamen schreiben, die Sie ausgewählt haben.

Konferenz der inneren Tiere

Nehmen Sie sich Zeit und suchen Sie sich einen ruhigen Ort!

Nehmen Sie einen Zettel und Stift mit, damit Sie sich Notizen machen können. Selbstcoaching, wenn man kein Gegenüber hat, mit dem man sprechen kann, braucht eine andere Form der Verbalisierung. Das kann übers Schreiben geschehen.

Die Übung

  1. Zu welchem Thema (oder zu welcher Entscheidung/Situation) wollen Sie mehr Klarheit gewinnen?
  2. Wählen Sie aus der Liste mit Tieren (oder Ihrem Vorrat an möglichst vielen verschiedenen Spielzeug-Tieren) 5 bis 6 aus. Wählen Sie intuitiv, welche Tiere für Sie passen!
  3. Beschriften Sie nun kleine Zettel mit den Tiernamen oder stellen die Tiere auf einem Tisch im Kreis auf, so dass sich die Tiere gegenseitig ansehen.
  4. Welche Eigenschaften haben Sie gemeinsam mit jedem dieser Tiere? (Achtung: Erst intuitiv wählen, dann überlegen!) Notieren Sie sich die Eigenschaften zu jedem Tier. Es geht um Ihre Einschätzung, nicht um irgendwelche Deutungsversuche!
  5. Wenn Sie nun an das Thema denken, für das Sie mehr Klarheit suchen (oder die Entscheidung/Situation) und auf die Tiere schauen: Welches Tier meldet sich zuerst zu Wort? Wer antwortet? Machen Sie sich Notizen. Lassen Sie jedes Tier einmal zu Wort kommen.
  6. Wie geht es Ihnen dabei, wenn dieses oder jenes Tier spricht? Wen (welches Tier) zeigen Sie gern her? Auf wen sind Sie stolz? Wen wollen Sie lieber verstecken? Was sind Ihre Lieblingsrollen? Notieren Sie sich die Gefühle.
  7. Was will jedes dieser Tiere Gutes für Sie tun? Welche Qualität bringt jedes der Tiere ein?
  8. Für Ihr Thema/Ihre Entscheidung/Situation: Welches Tier darf zu diesem Thema vielleicht in der ersten/zweiten/dritten Reihe stehen? Welches Tier kann welches andere unterstützen, vielleicht ausgleichen? Wer wird zu wenig gewürdigt? Wer dominiert wen? Wer ist traurig und braucht Unterstützung? Wer bildet mit wem eine Koalition? Wie sähe eine gute Aufstellung der Tiere aus, wenn Sie an Ihr Thema denken? Welche Lösungsmöglichkeiten entstehen? Was belastet Sie an dem Thema aktuell und wer (von den Tieren) könnte Ihnen helfen?
  9. Braucht es ein 7. Tier, eine Art "magisches Tier" als Joker, das die Situation in ganz neuem Licht erscheinen lassen würde oder auflösen könnte? Welches wäre das? Was würde das 7. Tier in das bisherige "innere Team" einbringen? Was würde sich dadurch verändern?
  10. Zum Schluss fragen Sie sich: Wie könnten Sie z.B. die Qualitäten des 7. Tier entwickeln? Was wäre ein guter erster Schritt? Wie gelingt es Ihnen, dass statt dem Tier A beim nächsten Mal in der Situation das Tier B das Gespräch anführt? Was braucht A, damit es B die Führung überlassen kann? Usw.

Während dieses Prozesses können z.B. entgegengesetzte Entscheidungsimpulse deutlich werden, sich möglicherweise aber auch kreativ auflösen lassen. Sie entdecken auf diese Weise Ihre verschiedenen inneren Bedürfnisse und setzen sich damit auseinander, wie Sie diese verschiedenen Bedürfnisse erfüllen können.

Quellen/Inspiration: Diese Übung „Konferenz der inneren Tiere“ ist eine Variante, zu der mich ein Zoom-Seminar zu „Humorvollem Arbeiten mit Schleich-Tieren“ von Stephanie Eberl und das Büchlein „So bin ich stark: Gut aufgestellt mit dem inneren Team“ von Jutta Heller inspiriert haben.

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© Jeannette Hemmecke