Die Tätigkeitstheorie wurde von A. N. Leontjew entwickelt und stellt einen der Grundpfeiler der wissenschaftlichen Arbeitspsychologie dar. Sie dient zur Beschreibung, Erklärung, Analyse und Gestaltung von menschlicher Arbeitstätigkeit.
Besonders eignet sie sich, die Zusammenarbeit in Organisationen, den Wissensaustausch und die Entstehung von neuem Wissen (Innovation) in Organisationen zu analysieren und zu gestalten. Wissen liegt im Sinne der Tätigkeitstheorie nicht nur "in den Köpfen" der Mitarbeiter:innen, sondern auch in den Tätigkeiten und den Kontextelementen.
Eine Tätigkeit besteht aus:
Der Kontext einer Tätigkeit (manchmal wird eine Tätigkeit auch als Tätigkeitssystem bezeichnet) setzt sich zusammen aus:
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Lev_Vygotsky
Lew Semjonowitsch Wygotski
Die Tätigkeitstheorie steht in der Tradition der kulturhistorischen Schule, die von L. S. Wygotski entworfen wurde.
Kulturhistorische Schule heißt diese theoretische Strömung, weil der Mensch nicht nur in sein aktuelles Verhalten zerlegt oder aus seinen biologischen Trieben heraus erklärt wird, sondern weil die persönliche, aber auch die Kulturgeschichte eines Menschen und ganzer Menschengruppen in das Verstehen menschlicher Handlungen einbezogen wird.
Insofern wird nicht nur ein einzelner Mensch analysiert, sondern vor allem die wechselseitigen Beziehungen von Menschen untereinander, aber auch die Beziehungen von Menschen mit dem Kontext, der sie umgibt (die Umwelt, die Artefakte, mit denen sie handeln, usw.).
Die Tätigkeitstheorie baut auf den philosophischen Grundpositionen des dialektischen und historischen Materialismus auf.
Das Konzept der Tätigkeit im dialektischen Materialismus versucht die Spaltung von Materie und Geist aufzuheben und das vermittelnde Element zwischen Subjekt und Objekt, die Tätigkeit, zum Gegenstand der Philosophie und Psychologie zu erheben.
Ähnliche Bestrebungen kommen aktuell auch aus dem fernöstlichen Raum nach Europa.
In meiner Dissertation habe ich mich sehr intensiv mit verschiedenen Ansätzen der tätigkeitstheoretischen Tradition auseinandergesetzt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede dazwischen aufgezeigt und vor allem gezeigt, was wie Wissen, Wissensfluss und Lernen in Organisationen aus tätigkeitstheoretischer Sicht gesehen wird (Kapitel 8):
Im Kontext der Gestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion (Human-Computer Interaction) zunehmend computerunterstützter menschlicher Arbeit entwarf ich gemeinsam mit Christian Stary eine 3. Generation der Tätigkeitstheorie. Die tätigkeitstheoretischen Prinzipien basieren auf einem systematischen Vergleich verschiedener tätigkeitstheoretischer Ansätze im Organisationskontext:
Erklärung zur Kulturhistorischen Schule bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturhistorische_Schule
A. N. Leontjew (1982). Tätigkeit, Bewußtsein, Persönlichkeit. Köln. (Online-Version der deutschen Ausgabe; die englische Übersetzung gibt es unter www.marxists.org)
Y. Engeström (1987). Learning by Expanding: An Activity-Theoretical Approach to Developmental Research. Helsinki: Orienta-Konsultit.
C. Dahme & A. Raeithel (1997). Ein tätigkeitstheoretischer Ansatz zur Entwicklung von brauchbarer Software. Informatik-Spektrum 20: 5-12.